Ja, Aserbaidschan liegt eigentlich schon eine ganze Weile zurück. Doch die Sache mit dem Internet wird wie gesagt nicht einfacher. Physisch sind wir eigentlich schon fast in Turkmenistan. Natürlich möchten wir dennoch die Erlebnisse der letzten Wochen mit euch teilen. Deshalb einfach ein paar Wochen zurückversetzen, als wir noch in Aserbaidschan waren=).
Weiter nach Osten geht es für uns zuerst in die traditionsreiche Stadt Sheki. Die Stadt wird im Lonely Planet als schönste Stadt von ganz Aserbaidschan angepriesen. Der farbenprächtige Palast mit seinen Fenstern, welche ihr spezielles Kunsthandwerk repräsentiert war zwar extrem eindrücklich. Abgesehen davon konnten wir der Stadt jedoch nichts Spezielles abgewinnen. Was uns viel mehr in Erinnerung bleiben wird, war die Erfahrung mit dem Piti.
Karavanserei Kunst in Azerbaijan Etwas passt nicht ins Bild Das wunderschöne Handwerk
Nach der Sightseeing-Tour hatten wir hunger, und wir fanden ein kleines, untouristisches Café am Strassenrand. Der Eigentümer begrüsste uns herzlich und bat uns, Platz zu nehmen. So weit, so gut. Doch die Möglichkeit der Kommunikation kam hier auch schon an ihre Grenzen und so wählten wir frei ein Menu aus den fünf Optionen. ‚Piti‘, hiess es und gemäss dem Eigentümer soweit wir seine Gestik verstanden sehr sehr lecker. Klingt ja auch ähnlich wie Pita und ich erwartete ein Pita-ähnliches Gericht. Was wir erhielten war quasi ‚das‘ Nationalgericht von Aserbaidschan, und als ich es sah erinnerte ich mich auch an die Beschreibung im Lonely Planet. Ein grosses Stück weisses Lammfett auf einer Wasser-Kichererbsensuppe. Yummi… Nun, wie bring ich dieses Stück bares Lammfett runter? Der Eigentümer zeigte uns zum Glück mit viel Leidenschaft, wie man die Speise isst. Zuerst Brot in einem separaten Teller klein machen. Dann das Brot mit der Suppe noch ohne Fett und Kichererbsen einweichen und zuerst verspeisen. Danach das Fett zusammen mit den Kichererbsen zerdrücken und quasi als Mus essen. So merkt man fast gar nicht mehr, dass man soeben ein ganzes Stück Lammfett gegessen hat. Wir waren dann doch froh, diese Erfahrung hinter uns zu haben und das Ganze mit einem Wodka hinunterspülen zu können.
Mmh, Lammfett mit Kichererbsen
Am Abend trafen wir uns mit den Holländerinen Mari und Eva, welche mit den Fahrrädern komischerweise gleich schnell waren wie wir mit Selma und liessen uns am internationalen Seidenstrassenfest zusammen mit einer kleinen Zuschauergruppe von der traditionellen Musik berieseln.

Azerbaidschans Kaukasus
Für die Weiterfahrt nach Baku gab es eine ganz neu gefertigte Strasse über über Lahic im Kaukasus, welche noch nicht mal bei Google Maps eingetragen war. Das war genau in unserem Sinn. Wollten wir doch noch etwas Natur geniessen, bevor es wieder in die Grossstadt ging. Wir fanden dann heraus, dass erst die Strasse ab dem kleinen Bergdorf Lahic neu war. Bis Lahic mussten wir noch die alte Bergstrasse, welche durch das Gewitter der Tage zuvor ziemlich angeschlagen war hochtuckern. Die Finger gekreuzt, dass sich nicht gerade in diesem Moment ein Stein löst oder die Strasse abbricht, genossen wir leicht angespannt die Natur um uns. Unbeschreiblich, dieses scharfe Gestein und satte Grün, ein paar Hirten mit ihren Schafherden. Und Selma.
Die Gassen von Lahic Hier werden die Hufeisennägel noch von Hand gefertigt
Die Schafherden hielten uns aber auch davon ab, in der unberührten Natur irgendwelche Berge hochzuklettern. Denn die Schafherden waren meistens bewacht von Hunden, die vor nichts was ihre Herde bedroht halt machen, auch nicht vor Menschen. So genossen wir einfach noch zwei Tage in der einsamen Natur, bevor wir uns in den Tumult Baku’s stürzten. Den Hirten, welchen wir am zweiten Platz trafen und wir uns so gut wie möglich zu unterhalten versuchten, erzählte uns von seiner Zeit in der Sowjet Union, und wie er als Soldat in der Mongolei war. Da wird einem die Präsenz einer ganz anderen Ära erst richtig bewusst.


