Am Mittwoch ging es los. Sachen packen und noch die allerletzten Alkoholreserven leeren, (eine Flasche verschenkt, der PET-abgefüllte Wein ausgeleert). Nur beim Grappa brachten wir es nicht über das Herz, diesen wegzuleeren. Die letzten paar Schlucke dieser guten Elisi-Flasche werden entsprechend umgefüllt und im Gefrierfach versteckt. So fahren wir bereit aber leicht nervös fahren wir weiter in Richtung Grenze.


Unsere Nervosität wird nicht besser, als wir bereits bei der Ausfahrt aus Aserbaidschan die wohl beste Selma-Kontrolle seit Beginn unserer Reise hatten. In aller Ruhe ging er Kästchen für Kästchen durch, schaute in all die Körbe und Schatullen rein, fragte was das eine oder andere sei. Und das bei der Ausfuhr… nichtsdestotrotz, wir erhielten die Stempel und fuhren noch eine Nervositätsstufe höher zum iranischen Zoll. Dort wurden wir erstmals begrüsst von einem herzlichen ‚Welcome to Iran!‘ Einer dieser Schleuser, von welchen uns bereits abgeraten wurden. Wir versuchten also mit allen Mitteln, die Papiere bei uns zu behalten und das ganze selbst zu regeln. Es war aber unmöglich zu unterscheiden, welche der ca. 10 Leuten, dieses kleinen und informellen Zolls nun zu den offiziellen Zollbehörde gehörte und wer nicht. So überliessen wir uns irgendwann dem Schicksal und liessen von den Schleusern alles regeln. Die 25 Dollar haben wir auch schon dümmer ausgegeben. Die Kontrolle des Fahrzeuges war auf jeden Fall ofiziell, und nicht weniger genau als die in Azerbaidschan. Er durchsuchte den ganzen Wagen bis ins kleinste Detail. So war er beim Aceto Balsamico extrem suspekt. Nur nach gründlichster Untersuchung und Andreas‘ Erklärungen liess er ihn durch. Auch das Gefrierfach hat er geöffnet. Andreas wollte bereits mit der Erklärung für die Grapparesten anfangen.. Oh, shit…“ Doch anscheinend war die Flasche nicht innerhalb seines Blickwinkels und er schloss den Kühlschrank wieder. Phu, nochmals Glück gehabt. Auf jeden Fall kamen wir mit den Schleusern dann problemlos über die Grenze, inkl. Autoversicherung, für welche wir wohl auch etwas zu viel bezahlt haben. Dafür wechselten wir die Euros in der Wechselstube dann aufgrund der misslichen Wirtschaftslage zu unserem Vorteil zu 144‘000 Rial pro Euro. Etwa das Dreifache was momentan im Internet angegeben wird. Alles in allem und Hauptsache, wir haben es geschafft!
Die Temperaturen waren dieselben wie in Aserbaidschan, und so fuhren wir am gleichen Tag noch den Berg hoch Richtung Ardebil, wo wir erstmals die frische, kühle Bergluft auf dem Heyran Pass genossen. Wer hätte das gedacht, dass wir in der ersten Nacht im Iran in Jacken eingepackt und mit bester Aussicht auf eine wunderbare Berglandschaft vor unserer Selma sitzen, inkl. Kopftuch versteht sich.
Am nächsten Tag geht es nach einer kurzen Joggingrunde (für Frauen eigentlich verboten), einem dringend notwendigen Selmaputz und einer spontanen Einladung zu Früchten weiter nach Ardebil, die erste Sehenswürdigkeit, das Sharm el Sheik Mausoleum besichtigen. Neben einer perfekten Einführung in die persische Architektur, dem Essen und der Gastfreundschaft konnten wir auch einen ersten Geschmack an iranischem Verkehr erleben. Viele Autos, und keine Regeln. Bereits in Ardebil, einer verhältnismässig kleineren Stadt, war extreme Vorsicht geboten.
Kaum ein Tag im Iran, schon das erste Mal eingeladen Das erste Essen schmeckt Wie viel es kostet verstehen wir leider nicht..

Nach diesem ersten kulinarisch und kulturellen Highlight entfliehen wir so gut es geht wieder der Hitze und finden einen Platz beim Neor-See auf 2500m. Auf dem Weg zum See hätten wir eigentlich mal wieder tanken sollen. Doch die Tankstellen waren rar, und meistens nur mit CNG ausgestatten. Wer hätte das gedacht, Dieselknappheit im Iran! Wir packen also unsere Dieselnotration im Kanister hervor und füllen die 20 Liter nach, und fahren etwas angespannt die 800 Höhenmeter hoch zum See. Morgen werden wir dann ja wohl eine Tankstelle finden. Der See ist anscheinend auch unter den Iranern ein beliebtes Ausflugsziel. Denn wir waren alles andere als alleine, und natürlich waren wir auch mal wieder die Sensation. ‚Hello‘, ‚How are you?‘ ‚Welcome to Iran‘. Jeder packte sein bisschen an Englisch hervor, um mit uns in Kontakt zu kommen. Und wenn das Englisch nicht weit reichte, so gab es zumindest eine Frucht oder was auch immer sie gerade dabei hatten, um uns in ihrem Land willkommen zu heissen. Was aber auch auffiel, ist dass viele Frauen ihre Schleier entfernten, und ganz leger dem See entlang schlenderten. Was in der Stadt gilt, gilt anscheinend nicht in der Natur.
Das erste Mal Selma per Kanister nachfüllen. Und das im Iran
Am nächsten Tag fanden wir zum Glück früher als erhofft eine Tankstelle, und tankten unsere Selma voll. 71 Liter. Für CHF 4.-. Wir konnten es nicht glauben. Der Diesel wird hier wohl definitiv nicht unser grösster Ausgabepunkt werden.
Hallo ihr Zwei, hallo Selma.
Hab mich wieder an unsere Begegnung auf dem Vrenelisgärtli erinnert und jetzt euer Reiseblog entdeckt.
Hab gerade eure Elbrusbesteigung durchgelesen. Mit ein wenig Neid muss ich euch dazu gratulieren, mir blieb der Gipfel vor einigen Jahren leider verwehrt.
Bleibt noch ein wenig unterwegs und schreibt fleissig Berichte. 😉
Grüessli
LikeLiked by 1 person