Selma on Tour – Again, Part 1

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Ja, Selma ist wieder unterwegs. Wobei die Reise diesmal etwas anders ablief.

Die Idee

Einmal für gewisse Zeit in einem Bau-, Wohnwagen oder Wohnmobil zu wohnen und das Prinzip vom Tiny-House zu testen, das stand schon lange auf unserer Ideenliste. Wir, Verena und Roger, sind seit vielen Jahren sehr gute Freunde von Michelle und Andreas und wir lieben die Beiden und Klein-Mari. Man kennt uns bereits von diesem Blog (Verena reiste mit Any und Michelle durch Tschechien und Polen und Roger half, die Treppe von Selma zu bauen). Unter normalen Umständen sind wir in einer 3.5 Zimmerwohnung im wunderschönen Länggasse-Quartier in Bern zu Hause. Also mitten im «Grossstadt-Geflüster». Verena arbeitet als Sozialarbeiterin im Suchtbereich in Bern und Thun. Roger ist Umweltingenieur.

Dem Alltag wieder einmal zu entfliehen und einfach mal etwas «Verrücktes» zu machen war schon lange überfällig. Eine Reise oder unbezahlter Urlaub stand nicht wirklich zur Debatte und so kam die Idee, auch mal dieses gehypte Leben im Van auszuprobieren und nur mit dem Wesentlichen zu leben. Vor rund 10 Jahren reisten wir beide (unabhängig voneinander) über ein Jahr mit dem Rucksack durch Nord-, Zentral- und Südamerika. Wir wissen also, wie wenig es braucht, um zufrieden zu sein. Beim Reisen und mit Anfang 20 ist dies aber sicher auch keine allzu grosse Herausforderung. Mittlerweile, als berufstätige Ü30 Stadtmenschen, die gerade mitten im Leben stehen, nahm es uns wunder, wie es ist, eine Zeit auf all den Luxus einer Wohnung zu verzichten und unseren normalen Alltag von einem Bus aus zu bestreiten. Hinzu kam, dass die Stadt aufgrund der Corona-Situation etwas an Attraktivität eingebüsst hat und ein vorübergehend ländliches Leben ziemlich verführerisch klang.

Selma kam da wie gerufen. Andreas und Michelle waren ja mittlerweile von ihrer Reise mit Selma zurückgekehrt und dass nicht zu zweit, sondern zu Dritt =). Deshalb war Selma gerade nicht in Gebrauch. Ausserdem wollten wir keinen eigenen Bus und kein eigenes Wohnmobil besitzen. Dazu aber später noch mehr.

Es ist nun vermutlich ziemlich genau ein Jahr her, als wir den beiden unsere Idee vorstellten: Wir würden Selma gerne für die Monate April bis Oktober 2021 mieten, irgendwo zwischen Bern und Thun einen Stellplatz suchen, dort wohnen, weiterhin normal arbeiten und die Wochenenden mit Selma in der Schweiz on The Road sein. Zuerst dachten die beiden, dass wir Witze reissen. Bald war jedoch klar, dass die Idee absoluter Ernst war =). Die beiden waren begeistert und freuten sich, dass das Abenteuer für Selma weiter gehen würde (wenn auch etwas weniger exotisch und abenteuerlich).

Schnell waren wir uns über die «geschäftlichen» Einzelheiten einig. An dieser Stelle möchten wir den beiden bereits ein erstes grosses Dankeschön aussprechen: Es ist wirklich keine Selbstverständlichkeit, dass ein so spezielles und mit so viel Arbeit, Schweiss und Liebe gebautes Gefährt, mit dem man dazu ja auch noch so viele unglaublich emotionale Momente erlebt hat, einfach in die Hände anderer gibt. Umso mehr schätzten wir das Vertrauen, das Andy und Michelle und entgegenbrachten und wir freuten uns enorm, dieses Abenteuer mit einem so charmanten und einzigarten Gefährt wie Selma realisieren zu dürfen.

Vorbereitungen

Die positive Zusage bedeutete nun aber erst einmal Arbeit für uns. Roger begann rasch mit dem Büffeln für die Theorieprüfung C1/D1 und anschliessend mussten Fahrstunden und die praktische Prüfung absolviert werden. Verena beherrscht schon das Autofahren nicht, deshalb wollten wir es Selma nicht antun, dass sie durch Verenas Fahrkünste in Mitleidenschaft gezogen wird =). Ausserdem galt es einen fixen Stellplatz für Selma zu finden, welcher für unsere Arbeitswege (Bern und Thun) nicht allzu umständlich sein würde. Und natürlich mussten wir uns auch um Untermieter*innen für unsere Wohnung in Bern kümmern. Das Ganze hielt uns Ende 2020 und Anfang 2021 ziemlich auf Trab, während Selma noch ein kurzes Balkanabenteuer mit Andrina und Peter einschieben durfte (sie ist wirklich die Abenteuerin unter allen Bussen). Dazu auch mehr in diesem Blog.

Gegen Ende März war dann endlich alles soweit vorbereitet: Roger bestand die Fahrprüfung auf Anhieb, für die Wohnung konnten wir zwei Untermietende finden und in Vielbringen hatten wir einen schönen Stellplatz auf einem Biobauernhof gefunden, der für unsere Arbeitswege perfekt lag. Voller Vorfreude begannen wir also mit dem Entrümpeln unsere Wohnung: was kommt mit, was bleibt drin, was kommt auf den Estrich/Keller.

Irgendwann im März erreichte uns dann eine etwas beunruhigende Nachricht: trotz der sehr pflichtbewussten Arbeit von Andreas und der Garage kam Selma beim ersten Anlauf nicht durch die Fahrzeugprüfung. Der Ofen und die Scheinwerfer wurden in St. Gallen beanstandet (beides wurde 2 Jahre zuvor in Appenzell mühelos eingelöst). So musste Andreas also in der letzten Minute nochmals nachbessern und Selma erneut vorführen. Mit Glück erhielt er gerade rechtzeitig Ende März einen zweiten Termin, sozusagen Lastminute. Beim zweiten Mal klappte es dann und Selma stand am 1. April 2021 frisch geputzt und gestrählt in St. Gallen bereit, um von uns bezogen zu werden.

Start

Die erste Fahrt von St. Gallen nach Bern war zugegebener Massen schon etwas speziell. Roger musste sich zuerst einmal an die nicht immer gleich einfach einzulegenden Gänge und die träge Beschleunigung sowie den langen Bremsweg von Selma gewöhnen. Bereits nach wenigen Kilometern begann sich aber ein gutes Gefühl einzustellen und so rollten wir problemlos nach Bern. Vor uns lag das Osterwochenende – perfekt für den Einzug und das Zügeln auf den Bauernhof in Vielbringen. Sogar das Wetter spielte mit und beschert uns einige wunderschöne und unvergessliche ersten Tage mit Selma.

Bild Mitte: Unsere neuen Nachbarn kommen gleich am ersten Tag auf einen Begrüssungsbesuch vorbei 😉

Osterbrunch am 1. Wochenende, noch etwas frisch im April.

Nach dem verlängerten Wochenende begann dann aber wieder der Ernst des Lebens und wir mussten wieder zur Arbeit. Vorgängig hatten wir uns Gedanken zu unseren Arbeitswegen gemacht. Die Idee war, möglichst viel mit dem Rennvelo zu fahren. Für Verena bedeutet dies am Morgen eine kurze Velofahrt an den Bahnhof Rubigen, dann mit dem Zug nach Thun und am Feierabend die rund 23 km bis Vielbringen mit dem Rennvelo nach Hause zu fahren. An den Arbeitstagen in Bern erfolgt der Arbeitsweg normalerweise mit dem Rennvelo. Roger hat nach Köniz rund 12 km für einen Arbeitsweg. Diese Strecke legt er ebenfalls täglich mit dem Rennvelo zurück. So weit so gut dachten wir uns. Dann kam der wohl kälteste April/Frühling seit langem und stellte unsere Vorsätze arg auf die Probe. Mehrere Tage fiel das Thermometer auf 0 Grad oder sogar darunter. An einigen Morgen lag sogar etwas Schnee. Wir waren froh um die nahegelegene Steckdose und versuchten Selma morgens und abends mittels Elektro- und Standheizung auf einigermassen angenehme Temperaturen zu kriegen. Den eingebauten Ofen können wir leider auf unserem Stellplatz nicht verwenden, da Selma zu nahe am hölzernen Stall und dem Holzschnitzellager steht. Die Brandgefahr ist uns und unserem Viermieter einfach zu gross.

An den Wochenenden freuten wir uns dann aber umso mehr auf unsere Ausfahrten, da dann jeweils die Heizung richtig hochgedreht und der Ofen in Betrieb genommen werden konnte.

Erste Ferien

Nach dem erwähnten kalten Start freuten wir uns in der zweiten Mai Woche bereits auf unsere 1. Woche Ferien mit Selma. Das Ziel war klar: Wärme und Sonne finden. Wir starteten in der Surselva, wo es dank Föhn richtig schön warm war und wir mit Nina und Bralli eine wunderschöne Wanderung durch die Ruinaulta erleben durften. Wie bei Föhn üblich kündigte sich aber aufgrund des Zusammenbruchs bereits ein Wetterumschwung an.

Nach einem Abstecher ins Glarnerland und Besuch bei der Älplerfamilie von Roger fiel somit spontan die Entscheidung, Hals über Kopf ins Tessin zu fahren. Am Auffahrtswochenende einen Campingplatz zu finden, der noch Platz für Selma hat war aussichtslos. Zum Glück konnten wir im Misox in Roveredo einen schön gelegenen Stellplatz finden, wo wir den Rest unserer Ferien bleiben konnten. Per Zufall waren Rogers Vater und seine Ehefrau gleich ums Eck in einer Ferienwohnung und so trafen wir uns für eine gemeinsame Rennvelotour ins Onsernonetal und wurden zum Abendessen eingeladen. Die beiden erzählten uns, dass es im Calancatal einen Ort namens Selma gibt. Natürlich unternahmen wir auch dorthin eine Velotour und fuhren tags darauf auch mit Selma hoch für ein exklusives Selma-Selfie.

Nach einigen wunderschönen und endlich warmen Tagen im Tessin waren unsere Ferien auch schon vorbei und wir begaben uns durch den Gotthard (dank früher Abreise am Morgen ohne allzu grossen Stau) in Richtung Vielbringen.

Besuch Familie Senn

An Pfingsten stand dann ein weiteres Highlight auf unserem Programm. Die Selma-Chefs😊 Michelle, Andreas und Mari kamen uns in Vielbringen auf dem Bauernhof besuchen. Die Vorfreude war gross. Natürlich wollten wir einen guten Eindruck machen und Selma wurde vorher geputzt und frisiert. Die drei reisten mit Pumba, dem 1. selfmade Bus, bei uns ein. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite und es war herrlich warm. Mit Mari im Kindersitz radelten wir los auf eine schöne Velotour. Bereits in Wichtrach bekam Andreas Durst und Hunger, es musste also ein Cordon-bleu her. Auch am Sonntag stand eine Velotour auf dem Programm. Diesmal ging es rund um den Belpberg inkl. rasanter Abfahrt. Mari schlief friedlich vor sich hin und wir strampelte uns gehörig einen ab. Am Abend wurde dann die Feuerschale in Betrieb geommen und grilliert. Hätten wir damals schon geahnt, was für ein Sommer folgen würde, hätten wir die Sonne wohl noch viel intensiver genossen.

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